Von Baby Boomer bis Gen Z: Erfahren Sie mehr über die vier Generationen am Arbeitsplatz und lesen Sie praktische Tipps für eine produktive Zusammenarbeit.
Die heutige Arbeitswelt ist von einer Vielzahl an Generationen geprägt. In vielen Unternehmen sowie auch in größeren Teams arbeiten tagtäglich Menschen zusammen, deren Altersunterschied schon einmal mehrere Jahrzehnte betragen kann.
Das ist nicht immer von Harmonie geprägt, denn entsprechend ihrem Alter haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterschiedliche Bedürfnisse, Lebensstile und Motivationen. Die unterschiedlichen Generationen, die im Job aufeinandertreffen, stellen mitunter also eine Herausforderung dar – doch sie bieten gleichzeitig zahlreiche Chancen.
In diesem Beitrag möchten wir Ihnen die einzelnen Generationen, ihre Arbeits- und Denkweisen etwas näherbringen. Entdecken Sie außerdem wertvolle Tipps, die Ihnen helfen, besser mit Kolleginnen und Kollegen anderer Generationen zusammenzuarbeiten und eine produktive Arbeitsumgebung zu schaffen.
Baby Boomer bis Gen Z – Vier Generationen im Überblick
Bis zu vier Generationen finden sich heutzutage am Arbeitsplatz. Hier erhalten Sie einen Überblick über deren Unterschiede und Gemeinsamkeiten.
Die Baby Boomer (geboren 1950 -1964) *
Die Baby Boomer (kurz: Boomer) sind im wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Krieg aufgewachsen – einer Zeit hoher Geburtenraten, die ihrer Generation den Namen gab. In vielen Unternehmen stellen sie heute die älteste Generation, viele Baby Boomer gehen bald in Rente oder sind es bereits. Sie verfügen über viel Berufserfahrung und einen breiten Wissensschatz. Boomer zeichnen sich durch hohe Leistungsbereitschaft, traditionelle Werte und eine starke Arbeitsmoral aus. Mehrarbeit ist für sie meist selbstverständlich. Sie identifizieren sich mit ihrem Beruf, schätzen Stabilität, Loyalität und finanzielle Sicherheit und bringen großen Respekt gegenüber Hierarchien mit.
Die Generation X (geboren 1965 -1980) *
Die Generation X (1965–1980) erlebte den ersten wirtschaftlichen Abschwung nach den Boom-Jahren, aber auch großen technologischen Fortschritt – vom Farbfernsehen bis zu den ersten Videospielen. Als „Digital Immigrants“ wuchsen sie mit neuen Technologien auf, lernten den gezielten Umgang damit aber erst später. Karriere und Job sind ihnen wichtig, jedoch nicht mehr so zentral wie bei den Boomern. Flexibilität, Work-Life-Balance und Lebensqualität spielen für sie eine große Rolle. Die Generation X arbeitet ergebnisorientiert, selbstständig und mit Eigeninitiative. Starren Hierarchien begegnen Sie mit Skepsis.
Die Generation Y / Millennials (geboren 1981 -1995) *
Die Generation Y, auch Millennials genannt, sind die ersten „Digital Natives“ – sie wuchsen mit Internet und sozialen Medien auf und wurden stark von der Globalisierung geprägt. Gemeinsam mit der Generation X stellen sie die größte Gruppe im Berufsleben. Viele von ihnen sind gut ausgebildet und haben einen akademischen Abschluss. Im Job suchen sie Sinn und legen mehr Wert auf Werteorientierung als auf Status oder hohe Gehälter. Sie bevorzugen flache Hierarchien, Teamarbeit, Mitbestimmung und regelmäßiges Feedback. Eine gute Work-Life-Balance sowie flexible, ortsunabhängige Arbeitsmodelle sind für sie selbstverständlich – ebenso wie der souveräne Umgang mit digitalen Tools.
Die Generation Z (geboren 1996 -2010) *
Die Generation Z ist die jüngste Generation am Arbeitsmarkt und vollständig im digitalen Zeitalter aufgewachsen – Technologie ist für sie selbstverständlich. Sie ist stark werteorientiert und engagiert sich für Themen wie Diversität, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit. Im Job zählen für sie vor allem Sinn, Unternehmenskultur und persönliche Entwicklung – ein hohes Gehalt steht nicht an erster Stelle. Zudem trennt sie Beruf und Privatleben klar (Work-Life-Separation). Flexibles und hybrides Arbeiten sowie eine moderne, unterstützende Führung werden als Grundvoraussetzungen angesehen. Struktur und Sicherheit sind ihnen wichtig – aber nicht um jeden Preis.
Bleiben Sie dran: Abonnieren Sie unsere Karriere-News
Wir halten Sie 1x monatlich auf dem Laufenden mit hilfreichen Expertentipps rund um Bewerbung, Karriere, Gehalt und Weiterbildung.
Wo Unterschiede sichtbar werden
Je weiter die Generationen in einem Team auseinanderliegen, umso größer können die Differenzen sein. Die unterschiedlichen Lebens- und Erfahrungshorizonte von Baby Boomern und der Generation Z beispielsweise können zu mehr Reibungsfläche und Vorurteilen führen, als es bei der Generation X und den Millennials der Fall ist.
Die deutlichsten Unterschiede der vier beschriebenen Generationen am Arbeitsplatz finden sich in den vier folgenden Bereichen:
Arbeitseinstellung
Blickt man auf die vier vorgestellten Generationen, wird zunächst in der Arbeitseinstellung eine Veränderung deutlich.
Baby Boomer sind in einer Zeit aufgewachsen, in der Arbeit einen zentralen Punkt des Lebens darstellte. Sie war etwas, womit man sich identifizierte, und hatte einen hohen Stellenwert. Diese Einstellung haben sie übernommen und leben sie zu einem großen Teil auch heute noch aus. Für die nachfolgenden Generationen steht nicht mehr die Arbeit, sondern das Privatleben mehr im Mittelpunkt. So legen die Generation X und die Millennials einen verstärkten Fokus auf eine gute Work-Life-Balance und Angehörige der Generation Z streben sogar eine klare Work-Life-Separation an.
Diese Unterschiede äußern sich im Arbeitsalltag beispielsweise in der Bereitschaft zur Mehrarbeit. Wo es in älteren Generationen noch als selbstverständlich angesehen wird in bestimmten Situationen oder sogar regelmäßig Überstunden zu machen, sind die jüngeren Generationen immer weniger bereit dazu, insbesondere dann, wenn Mehrarbeit unentgeltlich ist.
Arbeitsmotivation
Von Generation zu Generation hat sich auch die Arbeitsmotivation immer mehr verändert: Baby Boomer und die Generation X legen vergleichsweise einen stärkeren Wert auf Karriere und Status. Der Aufstieg im Job und der damit verbundene finanzielle Anreiz sind für sie eine nennenswerte Motivation, Einsatz zu zeigen.
Dagegen ist es jungen Arbeitnehmern wichtiger einen Job mit Sinn und Mehrwert auszuüben. Natürlich ist auch ihnen finanzielle Sicherheit wichtig, dennoch motiviert es die Generation Z und die Millennials stärker, mit ihrer Arbeit nachhaltig etwas bewirken zu können und sich selbst weiterzuentwickeln, als die Aussicht auf Karriere. Sollten Werte und Rahmenbedingungen nicht oder nicht mehr gegeben sein, ist insbesondere bei der Generation Z die Bereitschaft, das Unternehmen zu wechseln, hoch.
Autoritäten und Hierarchien
Veränderungen zeigen sich auch im Bereich Führung. Die früher übliche Struktur mit einem meist älteren Chef, der oftmals allein die Entscheidungen getroffen hat, hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Viele Unternehmen setzen in ihren Teams heute mehr auf flache Hierarchien und Mitbestimmung. Das kommt insbesondere jungen Menschen sehr entgegen, die eine selbstbestimmte und teamorientierte Arbeitsweise bevorzugen. Ältere Arbeitnehmer hingegen können besser mit Autoritäten umgehen, da sie etwa Arbeitsanweisungen deutlich seltener hinterfragen.
Zu Spannungen im Arbeitsumfeld kann es immer dann kommen, wenn den unterschiedlichen Erwartungen an Führung nicht entgegengekommen wird. So kann es sein, dass sich jüngere Generationen nicht genug in Entscheidungsprozesse einbezogen fühlen oder ältere Kollegen den Respekt gegenüber ihren langjährigen Erfahrungswerten vermissen, wenn Entscheidungen hinterfragt werden.
Technologie, Digitalisierung und Fortschritt
Wo Digital Natives selbstverständlich mit neuen Technologien arbeiten und auch mit digitalen Entwicklungen einfacher und intuitiver umgehen, können ältere Generationen schneller an ihre Grenzen stoßen. So greifen sie tendenziell auf bewährte Prozesse zurück, da sie sich von vielfältigen schnellen Entwicklungen eher unter Druck gesetzt fühlen. Wenn digitale Medien und die damit verbundenen Möglichkeiten nicht gänzlich ausgeschöpft werden, kann das bei jüngeren Kolleginnen und Kollegen jedoch zu Frust und Unverständnis führen.
Kommunikation und Feedbackkultur
Schließlich zeigen sich beim Thema Kommunikation und Feedback deutliche Unterschiede bei den verschiedenen Generationen. Baby Boomer und auch die Generation X bevorzugen eine direkte Kommunikation, entweder per Telefon oder klassisch Face to Face. Dabei sind sie oft auch formeller und siezen den Gesprächspartner vergleichsweise öfter. Millennials und die Generation Z greifen deutlich häufiger auf schnelle und effiziente Kommunikationswege wie E-Mails und Chats zurück. Die Kommunikation gestaltet sich hier außerdem deutlich lockerer.
Darüber hinaus haben die jungen Generationen einen höheren Bedarf an Feedback. Regelmäßige direkte und offene Rückmeldungen zu ihren Leistungen helfen Ihnen dabei, sich im Job weiterzuentwickeln und zu wachsen.
Durch eine eher formelle Kommunikation fühlen sich jüngere Menschen weniger angesprochen und nicht einbezogen. Auf der anderen Seite kann ein konstanter Feedbackwunsch von älteren Kolleginnen und Kollegen zunehmend als zu (über-)fordernd wahrgenommen werden.
Vier Tipps für eine erfolgreiche Zusammenarbeit aller Generationen am Arbeitsplatz
Die zuvor genannten Unterschiede können zu Vorurteilen und Problemen im Teamgefüge führen. Um Belastungen für die Zusammenarbeit zu verhindern, gibt es jedoch vier zentrale Ansätze, die jeder Einzelne in seinem Arbeitsalltag umsetzen kann – ganz unabhängig von den Rahmenbedingungen des Unternehmens.
Überwinden Sie Schubladendenken und Vorurteile
Vorurteile sind bei näherer Betrachtung oft einfache Klischees, die nicht der Realität entsprechen. Umso wichtiger ist es, unvoreingenommen auf Menschen zuzugehen und neue Kolleginnen und Kollegen erst einmal persönlich kennenzulernen.
Das kann herausfordernd sein, denn in der Regel braucht unser Gehirn nur wenige Sekunden, um sich ein Bild unseres Gegenübers zu machen. Dieses Phänomen wirkt sich oft nachhaltig auf unsere Meinung aus (hier erfahren Sie mehr darüber). Versuchen Sie sich dennoch nicht von einzelnen Merkmalen beeinflussen zu lassen und gehen Sie auf andere Generationen zu.
Seien Sie bewusst neugierig und konzentrieren Sie sich eher auf Gemeinsamkeiten, anstatt sich auf (offensichtliche) Unterschiede zu fokussieren. All das hilft Ihnen, sich vom Schubladendenken zu verabschieden und nicht vorschnell zu urteilen.
Pflegen Sie jederzeit eine offene Kommunikation
Miteinander reden, Fragen stellen und bewusst zuhören, hilft Hindernisse und Probleme abzubauen, denn oft ist Unverständnis oder Unwissenheit der Grund für Generationenkonflikte.
Eine offene Kommunikation lässt sich unter anderem durch regelmäßige Team-Meetings etablieren. Diese finden im Idealfall abwechselnd digital und persönlich statt, um den verschiedenen Bedürfnissen der Generationen gleichermaßen gerecht zu werden. Hier sollten Sie die gemeinsamen Ziele und Erwartungen untereinander deutlich machen. So werden Missverständnisse vermieden und individuelle Fähigkeiten hervorgehoben. Auch ist es wichtig, dass jeder die eigenen Wünsche und Herausforderungen ansprechen kann, damit Sie gemeinsam Lösungen finden.
Nutzen Sie individuelle Mittel für das gemeinsame Ziel
Jüngere Generationen arbeiten sehr gut hybrid und im Homeoffice, ältere Generationen bevorzugen das Büro. Anstelle auf einheitliche Regelungen zu setzen, sind individuelle Lösungen für individuelle Bedürfnisse der Schlüssel zum Erfolg.
Wichtig ist es, die Vorlieben und Bedürfnisse der anderen Teammitglieder zu akzeptieren und jedem, die Flexibilität einzuräumen, die er/sie braucht. Dann kann jede Generation bestmögliche Leistungen abrufen und zum gemeinsamen Erfolg beitragen. Denn am Ende ist es entscheidend, dass alle gemeinsam die Ziellinie überschreiben, nicht auf welchem Weg sie das getan haben.
Nutzen Sie die Vielfalt und lernen Sie voneinander
Vielfalt ist ein Booster für Kreativität, Innovation und neue Perspektiven. Denn Teams profitieren von unterschiedlichen Denk- und Arbeitsstilen sowie der Kombination verschiedener Erfahrungen und Kompetenzen.
Es steckt ein immenses Potential in Teams mit unterschiedlichen Generationen. Um es gewinnbringend auszuschöpfen, müssen die Stärken der einzelnen Generationen erkannt und genutzt werden. Die Basis dafür ist die Bereitschaft, voneinander zu lernen. Der reiche Erfahrungsschatz der Baby Boomer kann für die fachliche Weiterentwicklung der Generation Z sehr wertvoll sein. Wohingegen jüngere Generationen in Technikfragen oft schnell und unkompliziert helfen können.
Jede Generation hat Wissen, das wertvoll ist – Teilen stärkt das Team und bringt neue Impulse.
Fazit
Wenn unterschiedliche Generationen aufeinandertreffen, kann das im Arbeitsalltag durchaus herausfordernd sein – doch es birgt auch großes Potenzial. Unterschiedliche Erfahrungen, Werte und Perspektiven sind kein Hindernis, sondern eine wertvolle Ressource. Wer bereit ist, offen zu kommunizieren, voneinander zu lernen und Gemeinsamkeiten über Unterschiede zu stellen, schafft die Basis für ein starkes Miteinander im Team. Denn am Ende gilt: Nur gemeinsam lassen sich Herausforderungen meistern – generationenübergreifend und auf Augenhöhe.
*Die Zuordnung der Geburtsjahre zu den Generationen variiert je nach Quelle. Die hier angegeben Werte sollen vorrangig als Richtwerte dienen. Gleiches gilt für die jeweilige Charakterisierung der Generationen. Die Angaben haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.