Schnell ein Foto von der Strand-Bar mit den Freunden auf Instagram geteilt oder die eigene Meinung auf Twitter verkündet – soziale Medien gehören heute wie selbstverständlich zu unserem täglichen Leben. Doch haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass auch Personalchefs diese Informationen im Internet sehen können? Verschiedene Studien der vergangenen Jahre haben herausgefunden, dass Ihr Profil in sozialen Netzwerken vieles preisgibt, was sich bei der Jobsuche nachhaltig auf Ihre Bewerbung auswirken kann.
Eine EMNID-Umfrage fand bereits im Jahr 2009 heraus, dass mehr als ein Viertel der befragten Unternehmen das Internet gezielt nach ihren Bewerbern durchsucht, um mehr über diese zu erfahren. Der Trend, einen Kandidaten nicht nur aufgrund seiner Bewerbungsunterlagen zu beurteilen, verstärkt sich seither. So ergab eine Studie von CareerBuilder aus den USA von 2014, dass 45 % aller Arbeitgeber nicht nur auf den selbst angelegten Online-Profilen der Bewerber stöberten, sondern diese auch über Suchmaschinen wie Google suchten. Laut einer repräsentativen Befragung des Digitalverbands Bitkom von 2018 informieren sich 63 % der Personalverantwortlichen insbesondere auf Business-Plattformen wie Xing und LinkedIn, da beruflichen Themen Vorrang von privaten gegeben wird.
Jedoch ist nach wie vor auch weiterhin das Facebook-Profil der Bewerber besonders beliebt, ergab eine Umfrage, die 2019 bei Xing erschien. Denn gerade hier erfahren Unternehmen viel über den Charakter der Bewerber sowie deren Privatleben und erhalten, z. B. Hinweise auf ihre Ausdrucksfähigkeit. All das und vieles mehr fließt dann in eine erste Bewertung mit ein.
Was bewerten Personaler
positiv/negativ? Warum ist das wichtig?
Das Überprüfen eines potentiellen Mitarbeiters passiert in der Regel noch vor dem ersten persönlichen Kontakt und macht es damit zu einem kritischen Punkt in Ihrem Bewerbungsprozess. Eine Studie zu Impressionen anhand von Online-Profilen kam zu dem Ergebnis, dass Menschen, die online positiv bewertet wurden, später auch persönlich einen guten ersten Eindruck machten. Doch nicht nur das. Unternehmen gehen sogar noch einen Schritt weiter. Wenn Sie als Bewerber online einen schlechten Eindruck auf die Personaler machen, werden Sie im Extremfall gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Etwa 24 % gab bei der Bitkom-Studie von 2018 an, dass Bewerber schon wegen einzelner Einträge aussortiert wurden. Für viele Firmen gilt das selbst bei guten Bewerbungen.
Auf der anderen Seite müssen Social Media-Profile nicht nur schlechte Auswirkungen auf Ihre Bewerbung haben. Verschiedene Studien zeigen auch, dass Bewerber für mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen gerade durch das, was sie in deren Profilen gefunden haben, besonders interessant werden. Für mehr als 30 % war das sogar ausschlaggebend für ein Vertragsangebot. Umso wichtiger ist es also, dass Sie mit Ihrem eigenen Auftritt in den verschiedenen sozialen Netzwerken positiv auffallen.
Negativ bewertet werden:
- Provokative oder freizügige Bilder und Inhalte, z. B. Partybilder oder extreme politische Äußerungen
- Hinweise auf Alkohol- oder Drogenkonsum
- Abfällige Äußerungen bzw. vertrauliche Informationen über frühere Arbeitgeber und Kollegen
- Schlechte Kommunikationsfähigkeiten wie mangelhafte Rechtschreibung und Grammatik
- Diskriminierende Kommentare
- Widersprüchliche Angaben im Vergleich zur Bewerbung, z. B. in Bezug auf Qualifikationen oder einen Auslandsaufenthalt
- Hinweise auf kriminelles Verhalten
- Schlecht gewählte und unangebrachte Benutzernamen
Positiv bewertet wird:
- Kreative Hobbys und Interessen
- Soziales Engagement
- Konformität der Persönlichkeit des Kandidaten mit den Werten der Firma
- Gute Kommunikationsfähigkeiten
- Berufliche Auszeichnungen
- Hintergrundinformationen, welche die fachlichen Fähigkeiten bestätigen
- Interaktionen mit dem Social Media-Account des Unternehmens
So gestalten Sie Ihren Social Media-Auftritt richtig
Bei der richtigen Gestaltung Ihres Auftritts in den sozialen Netzwerken sollten Sie in erster Linie den Unterschied zwischen Netzwerken für private Zwecke (Facebook, Instagram etc.) und denen für berufliche Zwecke (Xing, LinkedIn) beachten. Die Art der Inhalte, die eingestellt werden, ist grundsätzlich verschieden. Facebook beispielsweise ist eine emotionale Plattform, auf der alles Mögliche mit Freunden und Bekannten geteilt wird. Dagegen werden Karrierenetzwerke wie Xing für professionelle Zwecke verwendet. Sie sind speziell für die Jobsuche und das Knüpfen von Kontakten gemacht. Somit unterscheidet sich auch die optimale Nutzung für Sie als Jobsuchender.
Tipps für Xing und LinkedIn
- Nutzen Sie diese gezielt, um auf beruflichem Gebiet Eigenwerbungzu betreiben. Füllen Sie die Kategorien "Ich biete", "Ich suche" sowie Ihren Lebenslauf und andere Qualifikationen detailliert und wahrheitsgemäß aus. Benutzen Sie dabei auch für Ihre Berufsgruppe relevante, konkrete Begriffe wie SAP FI/CO. Damit werden Sie von Personalern besser gefunden. Halten Sie immer alles aktuell.
- Knüpfen Sie, schon bevor Sie sich bewerben, viele qualifizierte Kontakte - gerne auch zu Personalern und Headhuntern. So können Sie von deren vielfältigen Beziehungen profitieren.
- Wählen Sie ein professionelles Foto als Profilbild, z. B. Ihr Bewerbungsfoto.
- Folgen Sie den Profilen von Fachkollegen und interessanten Firmen.
- Werden Sie Mitglied in Gruppen und beteiligen sich an deren Diskussionen.
- Wenn Sie ein Premium-Profil haben, sollten Sie ein Portfolio einstellen. Dieses bietet unter anderem die Möglichkeit, Bewerbungsunterlagen und andere Dateien hochzuladen.
Tipps für Facebook und Co.
Bei privaten sozialen Netzwerken gibt es zwei Möglichkeiten, wie Sie mit diesen umgehen können.
1.) Sie können Ihre Profile mithilfe der Privatsphäre-Einstellungen für Außenstehende unzugänglich machen. Doch auch dabei sollten Sie Folgendes beachten:
- Verwenden Sie ein angemessenes Profilfoto und Titelbild, da diese immer öffentlich sind.
- Auch Beiträge auf Fanpages sind öffentlich sichtbar.
- Lassen Sie Dritte keine unangemessenen Fotos von Ihnen veröffentlichen.
- Benutzen Sie einen Nickname, wenn Sie gar nicht gefunden werden wollen.
2.) Auf der anderen Seite können Sie auch diese sozialen Netzwerke bewusst führen und aktiv einsetzen:
- Achten Sie darauf, keine Bilder oder Texte zu veröffentlichen, die von Personalern negativ bewertet werden.
- Verbreiten Sie stattdessen gezielt positive Informationen, z. B. können Sie Ihre Mitgliedschaft im Sportverein zeigen, um Ihre Teamfähigkeit zu betonen.
- Folgen Sie auch hier Unternehmen und Persönlichkeiten Ihres Fachgebiets und liken Sie entsprechende Veranstaltungen, Organisationen.
- Beteiligen Sie sich an den Unterhaltungen auf der Seite potentieller Arbeitgeber.
- Vermeiden Sie Kontaktanfragen an Personaler. Nutzen Sie dafür nur Business-Netzwerke.
Tipp unserer Recruiter: Wenn Sie über interessantes Expertenwissen verfügen, können Sie sich mit der Zeit einen eigenen Blog zulegen, um Ihr fachliches Ansehen zu steigern.
Was, wenn man gar nicht in Social Media vertreten ist?
Wird im Internet gar nichts über einen Bewerber gefunden, bewerten das über drei Viertel aller Firmen als neutral. Allerdings spielen soziale Netzwerke bei der Suche nach Mitarbeitern bzw. bei der Suche nach einem Job eine immer wichtigere Rolle. Denn Personaler suchen gezielt nach geeigneten Kandidaten und warten nicht mehr bis diese mit einer Bewerbung auf sie zukommen. Das sogenannte Active Sourcing ist ein Trend, der neben anderen Bewerbungstrends vom Arbeitsmarkt der Zukunft nicht mehr wegzudenken ist. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ergab, dass bereits 2017 knapp ein Drittel aller Stellen über persönliche Beziehungen und Netzwerke besetzt wurden.
Fazit
Social Media lässt sich aus unserem modernen Alltag nicht mehr wegdenken. So beeinflusst es uns auch in der Arbeitswelt und besonders bei der Jobsuche. Denn die Social Media-Profile sind eine interessante Informationsquelle für Personalverantwortliche, wenn es darum geht eine Stelle zu besetzen. Als Bewerber sollten Sie also darauf achten, was Sie im Netzt über sich preisgeben.
Doch, wenn Sie es richtig machen, lohnt sich Ihre Präsenz in den sozialen Netzwerken mehr, als sie schadet.